Religiöser Wandschmuck (Helgen)

Religiöse Bildwerke und Erinnerungsgrafik waren insbesondere in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus keinem Schlaf- und Wohnzimmer wegzudenken.

Neben den individualisierten Erinnerungsdrucken zierten insbesondere religiöse Andachtsbilder mit Christusdarstellungen und Schutzengeln Wände in Wohn- und Schlafzimmern. Waren diese Motive sowohl in evangelischen als auch in katholischen Haushalten verbreitet, konnten Katholiken zusätzlich noch aus einem reichhaltigen Marien- und Heiligenbildangebot schöpfen. Besonders beliebt bei beiden Konfessionen waren die so genannten „Schlafzimmerbilder“, die unter diesem Begriff erst­mals 1916 im Kunsthandel erwähnt wurden. Das typisch querrechteckige Format der Bilder entsprach der Aufhängung über den beiden Kopfteilen der Ehebetten. Oft wurden sie vom Möbelhandel passend zum Schlafzimmer mit angeboten.

In der Mitte des 20. Jahrhunderts führte nicht nur ein Bedeutungsverlust der Religiosität für den Alltag der Bevölkerung zu einem Rückgang des Vertriebes religiöser Bildwerke. Vielmehr brachten auch Architektur und Design mit Ausstellungen und Veröffentlichungen zum modernen Wohnen frischen Wind in die Häuser und Wohnungen

Heiligenbilder (Helgli)

Der Ursprung des kleinen Andachts- oder Heiligenbildchen ist im frühen Mittelalter zu suchen. Es waren religiöse oder religiös didaktische Motive, die auf Pergament oder Papier handgemalt, als Einlegeblätter in Gesang- oder Gebetbücher sowie Bibeln dienten. Man kann annehmen, dass sie in Klöstern (Frauenklöstern) entstanden sind.

Die Fertigung dieser Andachtsbilder geschah zunächst in den Klöstern in Handarbeit, gemalt, koloriert und reichlich verziert. Die Ränder oftmals mit feinem Spitzen oder Scherenschnittmustern versehen.

Schon früh hatte die Kirche erkannt, dass ein Bild eine einprägsamere und nachhaltigere Wirkung hatte als das gesprochene Wort. Der Spruch „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“ hat bis heute nicht seine Gültigkeit verloren

Den Klöstern und später auch den Kirchen dienten sie nicht selten zur Aufbesserung ihrer Kollekten, indem man sie verkaufte oder als „Spendenquittung“ vergab. So konnte es nicht verwundern, dass es nicht lange dauerte, bis man die Herstellung der Heiligenbildchen im Holzschnitt-Druckverfahren ausführte und somit Produktion und Umsatz erhöhte. Bereits im 15. Jh. wurde diese Drucktechnik durch den feineren Kupferdruck ersetzt, bis dieser dann wiederum durch das Aufkommen des Stahldruckes abgelöst wurde. Die zuerst in Handarbeit gefertigten Umrandungen mit Scherenschnitten und Spitzenmuster, wurden im Laufe der Zeit und mit der Erhöhung der Produktion durch weniger kunstvolle Nadeldrucke bzw. Stanzdrucke ersetzt.

Verwendung

Mit der Massenerzeugung öffnete sich auch die Verwendungsbreite des ursprünglich nur zur reinen christlichen Erbauung gedachten Andachtsbildchen. Sie wurden als Nachweise für die abgelegte Beichte, für eine durchgeführte Wallfahrt, als Erinnerungsbildchen an die Erstkommunion oder Firmung, an den Besuch von besonderen Stätten des christlichen Glaubens oder als sogenannte Fleiss- oder Brav Bildchen für gute Leistungen beim Religionsunterricht in der Schule ausgegeben und letztendlich auch für die Nutzung als Totenzettel herangezogen.

Anlässe zur Verteilung von Andachts- und Heiligenbildchen

Erstkommunion, Ordensprofess, Priesterweihe, Primiz, Weihetage, Jubiläen, hohe kirchliche Feste wie das Osterfest, Heiligsprechungen, Wallfahrten, sie alle waren und sind Anlässe, um Andachts- und Heiligenbildchen an die Gläubigen zu verteilen.

Die Bildchen passen von ihrer Grösse her in jedes Gebets- oder Gesangsbuch, wo sie sich wie Sterbebilder und Beichtzettel – sie gehören ebenfalls zu den Andachts- und Heiligenbildchen – als Lesezeichen und Schmuckeinlage eignen. Sie sind einfach oder gefaltet und tragen meist auf der Rückseite Gebete.

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